Verbreitung telemedizinischer Methoden und Verfahren

In seinem Sondergutachten von 2014 hat der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen Herausforderung einer längerfristigen bedarfsgerechten Versorgung hingewiesen und empfiehlt ein umfassendes Modell für eine regional vernetzte Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum.

Telemedizin ist für den Sachverständigenrat „eine Chance, der regionalen Unterversorgung zu begegnen und insbesondere älteren Menschen den Verbleib in der häuslichen Umgebung bei guter Lebensqualität zu ermöglichen.“

Telemedizinische Patientenversorgung und andere eHealth-Methoden können einen wesentlichen Beitrag zu wichtigen Problemen unseres Gesundheitswesens wie einer älter werdenden Gesellschaft und des zunehmenden Ärztemangels besonders in ländlichen Gebieten darstellen. Sie können damit auch zur Versorgungsgerechtigkeit beitragen.

In der öffentlichen Diskussion wird aber auch die Sorge geäußert, dass neue auf Telemedizin beruhende Kommunikationsmethoden das besondere Verhältnis von Arzt und Patienten untergraben, weil eine echte persönliche Bindung an einen Hausarzt nicht mehr vorgesehen ist und der marktwirtschaftliche Druck anonymisierte Gesundheitsleistungen zur Regel werden lässt.

Vor diesem Hintergrund ist es aus ärztlicher Sicht wichtig, Anwendungsgebiete zu benennen und die zugehörigen Versorgungsziele für telemedizinische Versorgungskonzepte aufzuzeigen, in denen diese Methoden aus der ärztlichen Perspektive heraus relevanten Nutzen in der Patientenversorgung stiften können.

Daher hat der Deutsche Ärztetag 2015 in einer Entschließung die ärztliche Position verdeutlicht und dabei zwei wesentliche Zielsetzungen benannt, die telemedizinische Konzepte verfolgen sollten:

  • Qualitätssteigerung durch Verbesserung der innerärztlichen Kommunikation und Steigerung der Versorgungsgerechtigkeit,
  • Vorbeugen von Versorgungslücken.

Das Nutzenpotential für das Gesundheitssystem, das telemedizinischen Methoden inne wohnt, ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Vor allem die finanziellen Rahmenbedingungen sind derzeit ein großes Hindernis für die stärkere Verbreitung eines sinnvollen und letztlich auch ressourcenschonenden Einsatzes der Telemedizin in Deutschland.

Beispielsweise können durch einen breiteren Einsatz von Remote-Patient-Management-Methoden bei chronischen Erkrankungen Rezidive vermieden, Krankenhauseinweisungen verhindert und somit Behandlungskosten reduziert werden – nicht zuletzt können diese Vorteile die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern.

Wünschenswert wäre auch die routinehafte Einbindung von Experten in verschiedene Versorgungsprozesse, die die qualitativ hochwertige Versorgung unabhängig vom Ort der Versorgung macht.

Durch den Einsatz moderner Kommunikationstechnik ergeben sich weitere Nutzenpotentiale. Für viele Ärzte ist neben der Qualitätssteigerung der Patientenversorgung durch Tele-Tumorkonferenzen auch die schnellere Verfügbarkeit von Experten ein wichtiger Vorteil.

Wie bei der Etablierung aller telemedizinischer Konzepte ist vor dem Einsatz in diesem Fachgebiet zu prüfen, ob die Patientensicherheit im jeweiligen telemedizinischen Verfahren gewährleistet ist und die eingesetzten Methoden hinsichtlich der diagnostischen Aussagekraft bzw. der Begutachtungen und Empfehlungen mit den konventionellen Verfahren mindestens gleichwertig ist.

Neben der bereits erwähnten berufsrechtlichen Prüfung des jeweiligen Verfahrens ist es für den Arzt immer empfehlenswert, den Einsatz von telemedizinischen Modellen mit der jeweiligen Haftpflichtversicherung abzuklären.